Samstag, 12. April 2008

Am sechsten Tag erschuf Gott den Menschen . . .

Der Bundestag stand heute vor einer wichtigen Entscheidung: Soll das Forschen an/mit Stammzellen vollständig erlaubt oder komplett verboten werden? Oder soll die Entscheidung herausgezögert werden, so dass sich das Parlament der nächsten Legislaturperiode damit herumschlagen kann?

Zumindest wurde den Abgeordneten erlaubt, nach ihrem eigenen Gewissen zu entscheiden und sich nicht an die Fraktion zu halten. Wie demokratisch! Wie gut, dass das immer so ist!
Wie auch immer, das Parlament hat sich für die Verzögerungstaktik entschieden aber zumindest den Stichtag für das Alter der importierten Zellkulturen neu festgelegt: der 1. Mai 2007

Ich kann beide Seite gut verstehen. Doch besonders interessant fand ich die Meinung eines Ethikprofessors heute morgen im Frühstücksfernsehen, denn dieser meinte, dass das Problem der meisten Menschen sei, dass sie den kleinen Zellklumpen nach der Befruchtung schon als vollen Menschen betrachten, was zwar im Prinzip stimmt, aber schließlich sei Abtreibung bis zur so-und-so-vielten Woche auch erlaubt und hätte keine Mordanklage zur Folge.
Für die deutschen Forscher ist dieser Kompromiss auf jeden Fall ein Gewinn, schließlich unterliegen auch die "saubersten" Stammzellenkulturen den Gesetzen der Natur und weisen daher eine natürliche Mutationsrate auf und sind daher mehr oder minder nutzlos. Deshalb besteht die Gefahr, dass alle renommierten Biologen auswandern, und außerdem forschen auch andere Nationen (geheim) mit Stammzellen.

Passenderweise lief jedoch heute "The 6th Day" mit Arnold Schwarznegger. Tatsächlich ein Film mit etwas Tiefgang. Ein Unternehmen hat es nicht nur geschafft Klone möglichst schnell zu erschaffen, sondern auch die Erinnerungen der "Originale" zu speichern und auf die Klone zu übertragen - der Traum der Unsterblichkeit. (Warum heißt der Film bloß "The 6th Day"?) Und gleichzeitig wird klar, wie machtvoll diese Technik ist. Ein genialer Forscher will aussteigen, was dem Chef der Firma, nach einem Attentat selbst ein Klon, lässt dies nicht zu und erschießt in kurzerhand. Er versäumt es nicht, dass "Original" auf seinen Plan
aufmerksam zu machen, den Doktor also zu klonen und mit einer alten Erinnerung, bevor er also erste Zweifel am Projekt geäußert hat, zu bespielen.

Auch eine andere Szene hatte es irgendwie in sich, in der der böse Boss, von Friendly Fire tödlich verwundet, sich einen vorbereiteten Klon bringen lässt, und diesen mit seiner Erinnerung bespielt - er rettet sich selbst das Leben. Erst als Arnie auftaucht und der Sterbende sieht, wie der Klon ebenfalls mit dem Tod bedroht wird, ziert blanke Furcht sein Gesicht.

Der Klon versucht Arnie zu überreden mit ihm zu kooperieren, schließlich könnte auch er so perfekt und unsterblich werden.
Und auch das ist es, was die Stammzellenforscher antreibt - was uns alle antreibt - das Streben nach Perfektion. Nur vielleicht ist Perfektion gar nicht das erstrebenswerteste Ziel der Menschheit, den abgesehen von unserem Rentensystem, welches möglicherweise darunter leiden könnte, gehört Leid und Tod genauso zum Leben dazu wie das Leben selbst.

Dazu ein Gedicht von Heinrich Heine, das passendste, welches ich in Kürze gefunden hatte:

Heinrich Heine - Der Tod das ist die kühle Nacht

Der Tod das ist die kühle Nacht
Der Tod das ist die kühle Nacht,
Das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
Der Tag hat mich müd gemacht.

Über mein Bett erhebt sich ein Baum,
Drin singt die junge Nachtigall;
Sie singt von lauter Liebe,
Ich

Keine Kommentare: